Wie ein Buch entsteht

In der Stiftskammer können Sie mehrere handgeschriebene Bücher entdecken, von denen einige mehr als 500 Jahre alt sind. Noch heute staunen wir über die ordentliche Schrift und die detaillierten Malereien. Welche Schritte aber waren nötig und wie viele unterschiedliche Menschen an der Erstellung einer Handschrift beteiligt? Dies erfahren Sie im Folgenden.

Zunächst wurde der sogenannte Beschreibstoff benötigt. Im Mittelalter handelt es sich hierbei um die Haut von Kälbern, Ziegen oder Schafen. Dazu musste zunächst das Fell abgeschabt, die Tierhaut mit einer Lauge behandelt und schließlich zum Trocknen auf einen Rahmen gespannt werden.

Das so entstandene Pergament wurde nun mehrfach gefaltet und dann zugeschnitten. Es folgte die Gestaltung der Seiten. Dafür wurden mit Zirkel und Lineal die Zeilen und Ränder sowie der Platz für die späteren Malereien festgelegt. In der digitalen Version des Emma-Evangeliars können Sie ein solches Liniengerüst auf einigen Seiten noch schwach erkennen.

Danach wurden die Pergamentblätter an die Schreibstube übergeben. Es war dabei nicht unüblich, dass mehrere Schreiber an einer Handschrift gearbeitet haben. Sie nutzten verschiedene Tinten, die sie mit Schreibfedern auftrugen. Am verbreitetsten war die tiefschwarze Eisengallustinte, die aus Eisensalzen, Galläpfeln und Gummi Arabicum vermischt mit Wasser besteht. Ein Rezept für die Herstellung sehen Sie vor sich in der Vitrine liegen.

Es folgte die Übergabe an die Buchmaler. Für die Herstellung der feinen Malereien nutzten sie verschiedenfarbige Pigmente, die zum Beispiel aus Pflanzen, Edelsteinen oder farbigen Erden und Mineralien gewonnen wurden. Für besonders kostbare Handschriften verwendeten die Buchmaler auch Blattgold.  

Die einzelnen Pergamentseiten wurden dann in der richtigen Reihenfolge ineinandergelegt und miteinander vernäht. Die so entstandenen kleinen Hefte ergaben den Buchblock. Dieser erhielt zum Schutz zwei hölzerne Buchdeckel. Häufig wurden diese noch mit Leder oder Pergament bezogen und prachtvoll verziert.

Bambergerschreiberbild
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